Macht Oboe spielen blöd?

Zugegeben – die Überschrift dieses Beitrags klingt etwas reißerisch. Aber keine Sorge, auf dem Niveau der Bildzeitung über Oboen-Themen zu schreiben ist unmöglich!
Tatsächlich ist mir kein besserer Titel eingefallen, denn dieser prägnante Satz bringt in Kürze das auf den Punkt, worum es hier geht.
Gibt man bei Google „oboe spielen“ ein, schlägt uns die Suchmaschine Schlagwörter vor wie „oboe spielen schädlich“ oder „oboe spielen macht dumm“

Erst hat es mich amüsiert, aber dann habe ich mich doch gefragt, ob es nicht auch ein ganz klein wenig traurig ist, dass sich dieser Mythos um die Oboe so renitent zu halten scheint.
Deshalb dachte ich, ich schreibe jetzt hier mal ganz ehrlich und gerade heraus über die vermeintliche Nebenwirkung des Oboespielens, denn auch ich habe mir, seit ich mit etwa 16 Jahren beschloss Oboe zu studieren, immer mal wieder ziemlich komische Fragen gestellt.

Viele kennen vielleicht das Zitat von Prof. Hansjörg Schellenberger, dass Oboisten nicht durch das Spielen verrückt werden können, denn wer Oboe spielt, sei ja von Haus aus irgendwie schon verrückt.
Und tatsächlich kenne ich wenige Oboisten, die nicht von Haus aus ein bisschen eigen sind – im Positiven.
Während meines Studiums habe ich viele professionelle Oboisten kennen gelernt. Junge und alte, kleine und große, weibliche und männliche. Und keiner von denen ist verrückt geworden oder war dumm – ganz im Gegenteil, mir hat mal ein Dirigent gesagt, er halte die Oboisten für die intellektuellen Mitglieder des Orchesters. Und da hat er auch irgendwie Recht. Oboisten denken viel nach (meist über die Unzulänglichkeit ihrer Rohre) und müssen flexibel sein. Ich kenne sehr viele schlaue Oboisten, die noch dazu ganz tolle Menschen sind.

Was ist dran an den Behauptungen, Oboe spielen erhöhe das Schlaganfallrisiko und den Augendruck?
Was Ersteres betrifft, so kann man eigentlich nur sagen, dass es keinerlei Studien zu diesem Thema gibt. Ich kenne Oboisten, die einen Schlaganfall hatten, aber ich kenne noch wesentlich mehr Menschen, die nicht Oboe spielen und einen Schlaganfall hatten.
Was den Augendruck betrifft, so sollten alle Musiker, die professionell ein Blasinstrumenten spielen in höherem Alter regelmäßig ihre Augen untersuchen lassen, da sich das Spielen auf den Druck auswirkt. Auf wissen-gesundheit.de, wo ihr etwas über dieses Thema lesen könnt, wird aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es nicht ungesund sei, ein Blasinstrument zu spielen und auch, dass es während der Durchführung der Studien keinen signifikanten Unterschied zwischen Oboe und Klarinette gegeben habe.

Entgegen mancher Behauptungen bekommt man vom Oboe Spielen übrigens auch keine dünnen Lippen und ich glaube auch nicht, dass man pauschal sagen kann, ein Oboist mit dünneren Lippen sei der besser Oboist.

Tja, was bleibt dann noch? Die einzige Deformation meines Körpers, die ich mit fortschreitendem Studium in Kauf nehmen musste, war wohl die meines rechten Daumens. Übt man viel, bildet sich dort ein kleiner Buckel, da das Gewicht der Oboe zu einem großen Teil vom Daumen getragen wird. Gestört hat mich das allerdings nie.

4 Kommentare

    • Miriam Hanika

      Lieber Peter, das solltest du unbedingt machen 🙂 es ist nicht wie Fahrrad fahren, aber du wirst sehen, dass Vieles schnell wieder da ist.

    • Miriam Hanika

      Einfach ausprobieren 🙂 Es ist nicht wie Fahrrad fahren, aber ich habe viele Schüler, die in ihrer Jugend mal gespielt haben und dann in der Rente wieder anfangen. Bisher hat es keiner bereut.

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